Dies soll als kleines Hintergrunddossier über verschiedene Charaktere, die in
Jernheim leben, dienen. Jeder Fremde kann sich so oder so ählich Erkundungen über die Einheimischen einholen (ohne, dass sich jeder Fremde IT-Abende mit den Vorstellungen der Einheimischen um die Ohren schlagen muss) Ob nun, was der Alte erzählt, alles der Wahrheit entspricht, oder übertrieben, bzw ganz und gar ausgedacht ist, obliegt den Verfassern selbst.
Gerne sind somit auch alle weiteren Jernheimer eingeladen hier in der Form die Geschichten über ihre Charaktere kursieren zu lassen.
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Langsam führte der alte
Nord das gefüllte Methorn an die Lippen und trank zwei große Züge, ehe er es seufzend absetzte und seinen gegenüber wieder anschaute, während er sich dabei mit dem Handrücken über den Mund wischte.
"Aah, das habe ich gebraucht. Das ganze Erzählen macht die Kehle trocken”, raunte der in die Jahre gekommene
Nord eher zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber. Nach einem leichten Räuspern und einem kurzen weiteren Nippen, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ganz dem Fremden zu. "Also ich habe dir jetzt einige Stunden über den Thanen, seine Mutter, die Huskarl und wer sonst noch wichtig ist, erzählt, Fremdling. Über wen willst du noch was wissen?"
Der Blick des Fremden schweifte durch die große Halle von
Jernheim. Wie fast jeden Abend war sie gefüllt mit den einheimischen
Nord, die gemeinsam beim warmen Feuerschein speisten, tranken und den Geschichten der Skalden lauschten, während jenseits der wehrhaften Wälle eisige Kälte und Krieg auf die Leichtsinnigen und Schwachen lauerte.
Der Blick des Fremden schweifte langsam suchend umher. Es war schwer sich für eine Person zu entscheiden. Die Geschichten des Alten, den die Einheimischen schlicht Nagrun nannten, waren so spannend und hörenswert, dass er am liebsten über alle Anwesenden deren Geschichten zum Besten bekommen hätte. Dies war bei sovielen Bewohnern natürlich nicht möglich, jedenfalls nicht bei dem kurzen Aufenthalt in
Jernheim, also musste er nun seine schwere Wahl treffen.
Der Blick huschte zum Ende der Tafel, wo auf den massiven thronartigen Sesseln die wichtigen Führer der Siedlung saßen. Über diese hatte er Nagrun natürlich als erste ausgefragt. Danach kamen allerlei exotische Gesellen, wie
Argonier, Khajit und die anwesenden Mer. Aber nun wurde die Entscheidung langsam kniffelig. Schließlich verharrte sein Blick auf einem Mann, der ihm den ganzen Abend noch nicht aufgefallen war. Aber auf sonderbare Weise war er sich sicher, dass der gemeinte
Nord die ganzen Zeit bereits anwesend gewesen war. Kleidung und allgemeine Erscheinung passten recht gut zum allgemeinen Bild; Großgewachsen, für einen
Nord angemessen kräftig, und zahlreiche Tätowierungen zierten die Haut. Auch die Haartracht, welche aus kahlrasierten Schläfen und den zu feinen Zöpfen geflochtenen restlichen Haaren bestand, schien sich nicht von den örtlichen Bräuchen abzugrenzen.
Es war vielmehr die stoisch ernste Haltung, mit der er hintern Rücken verschränkten Armen etwas abseits der Tafel stand und seine blaugrauen Augen über die Anwesenden schweifen ließ. Diese Haltung war er sonst nur von den Torwachen gewohnt, welche pflichtgetreu ihrer Arbeit nachgingen, aber hier in der familiär anmutenden Umgebung wollte das Bild nicht so recht reinpassen.
"Wer ist der da?" Der Kopf zuckte in die Richtung des Gemeinten. Nagruns Blick folgte der Richtung. "Der dort bei der Feuerschale steht und scheinbar keine Freude hier hat."
"Ah, Branulf..." sagte der Alte. "Branulf Eldridson. Guter Mann, guter Krieger...treu und pflichtbewusst. Wie seine Mutter, Eldrid Haldrasdottir, auch gute Kriegerin. Sie ist derzeit mit dem Thanen an der Front. Ein wahres Schlachtenweib, sag ich dir. Die Sorte Frau, die für den Kampf geboren wurde. Ich habe mal gesehen, wie sie fast eigenhändig einen ganzen Trupp
Orks auseinander genommen hat. Sowas sieht man selten. Fast jeder Krieger wollte sie damals in ihren jungen Jahren ehelichen."
"Und der Vater?" hakte der Fremde nach.
"Auch ein guter Mann. Einrich der Blutige..." Der Alte machte eine kurze Pause, in der er am Met nippte, um den Namen auf seinen Gegenüber wirken zu lassen. Hinter den Rand seines Methorns verbarg er allerdings ein Schmunzeln. "...aber lass dich vom Namen nicht in die Irre leiten. Einrich ist alles andere als ein Krieger. Er wird nur so genannt, weil er kein Blut sehen kann."
Erstaunt runzelte der Fremde die Stirn. "Ernsthaft?"
"Aye! Aber man sollte sich dennoch nicht zu sehr darüber lustig machen. Wenn man ihn zu sehr reizt, kann er einem dennoch eine blutige Nase schlagen...er muss sie sich ja nicht weiter anschauen." Mit einem neckischen Zwinkern fuhr der Alte fort. "Er ist nämlich seit seinen Jugendjahren unten in den Minen zugange und hat sich dort eine Stärke und Zähigkeit angeeignet, die man nur unter Tage finden kann.
Außerdem hat er sich als ausgezeichneter Bergbauer erwiesen. Vor einigen Jahren war ein Stollen eingestürzt. Ein halbes Dutzend seiner Kumpels war teils hinter und unter den Felsen gefangen. Drei Tage und Nächte hat er unablässig geschuftet und gegraben, völlig ohne Rast, bis er auf die ersten übel zugerichteten Leichen gestoßen war. Das war wohl das erste Mal, dass er seine Unverträglichkeit mit Blut überwand und weiter schuftetete, bis er auf die Überlebenden stieß. Heute verdanken drei Jernheimer Bergschürfer zum Großteil ihm ihr Leben. Deshalb und weil er ein verdammt guter Bergmann ist, hat er inzwischen die Leitung eines ganzen Stollens inne.
Aber nun fragst du dich zurecht, wie diese beiden zueinander fanden. Es fing alles eines Abends an, als sie hier in der Halle in einen Streit gerieten, und Einrich Eldrid eine blutige Nase schlug. Von dem Anblick wurde ihm aber so übel, dass er den Kampf abbrechen musste. Diesen leicht erworbenen Sieg wollte Eldrid aber nicht auf sich sitzen lassen, also bot sie ihm eine Revanche an. Sie entschieden sich für einen Ringkampf, wo üblicherweise eher kein Blut fließt. Wie sich heraus stellte, war dies die Sorte Kampf, in der sich Einrich nicht so ungeschickt anstellte. Sie rangen also fast drei Tage und drei Nächte miteinander, ehe der damalige Thane, inzwischen schon genervt, den Kampf als unentschieden beendete. Seitdem versuchten sich die beiden in diversen andere unblutigen Tätigkeiten zu messen...und so haben sie sich über die Jahre wohl schätzen und lieben gelernt."
Wiedermal schwirrten allerlei Zweifel und Fragen über die Erzählungen des Alten im Kopf des Fremden umher. So zum Beispiel, dass scheinbar jedes wichtige Ereignis in
Jernheim drei Tage und drei Nächte anzudauern schien. Aber er hatte schon durch die vorigen Erzählungen gelernt, Nagrun nicht anzuzweifeln oder zu unterbrechen.
Nun wo aber der alte
Nord eine kleine Pause einlegte, um seine inzwischen wieder trockene Kehle etwas mit Met zu befeuchten, erhob er doch wieder das Wort: “Nun hast du mir alles über seine Eltern erzählt, aber was ist mit Branulf selbst?"
Nagrun räusperte sich leicht, nachdem er das Trinkhorn wieder abgesetzt hatte.
"Nun, tatsächlich gibt es über Branulf selbst nicht viel zu sagen. Früher war er eine Torwache, recht gut und verbissen in seiner Aufgabe. Er hat das was ich gerne stoische Ernsthaftkeit nenne. Die Huskarl hatte wohl sein Pflichtbewusstsein erkannt, und ihn als Krieger mit in die Kämpfe genommen. Inzwischen hat er sich zum Waffenbruder Skravas hoch gekämpft, und verrichtet als solcher Tag ein Tag aus seine Pflicht.
Aber auch wenn er ein guter Krieger ist, bezweifel ich, dass die Skalden jemals Lieder über ihn dichten werden, oder er aus den Schatten seiner Eltern heraus treten kann. Dies scheint ihn selbst aber nicht zu kümmern. Darum wird er hinter seinem Rücken Branulf der Freudlose genannt. Tatsächlich glaube ich, dass seine Pflichterfüllung und der Dienst an Kyne seine wahren Freuden sind, auf die er sich einzig konzentriert."
"Hrmmm..." Etwas enttäuscht verzog der Fremde den Mund. Der Reiz mehr über diesen Krieger zu erfahren, war tatsächlich verflogen, aber ohnehin hatte der Alte gerade seine Erzählung über Branulf beendet.
Mit einem großen Zug leerte Nagrun das Horn und sah seinen Gegenüber an. "So, wer ist der nächste....?"